Heute startet in Friedrichshafen die Tagung “e-motion 2012 – Stadtentwicklung und IuK-Technologien”. Hier werden nach fünf Jahren Projektlaufzeit die Ergebnisse der Begleitforschung des Projektes T-City der Öffentlichkeit präsentiert. Die Wissenschaftler der Universität Bonn haben dieses Projekt evaluiert – eine Kooperation der Deutschen Telekom mit der Stadt Friedrichshafen zur Erhöhung der Lebens- und Standortqualität durch Breitbandtechnologie.
Pünktlich zum Tagungsbeginn veröffentlicht die Schwäbische Zeitung in ihrem Friedrichshafen-Teil eine Doppelseite mit dem Titel “Was von T-City übrig bleibt”. Ralf Schäfer schildert u.a. die Erkenntnisse eines Telefon-Interviews mit Michael Lobeck zu den Ergebnissen der Evaluation.
Lobeck lobt Ralf Schäfer von der Schwäbischen Zeitung für die deutliche Heraushebung des Evalutationscharakters der Untersuchung. “Ich habe zu Beginn des Interviews deutlich gemacht, dass es für uns sehr wichtig ist, dass wir das Projekt nur ‘beobachtet’ haben. Wir waren keine Berater. Das geht nicht zusammen”, sagt Michael Lobeck, angesprochen auf den Artikel.
“Viele Dinge sind schon richtig, die Herr Schäfer schreibt, allerdings nicht alle und das gibt an der einen oder anderen Stelle einen falschen Unterton. Aber so ist das oft, wenn Wissenschaftler mit Journalisten sprechen. Die differenzierte Perspektive, die für Wissenschaftler unerlässlich ist, können Journalisten in verhältnismäßig kurzen Artikeln, die auch spannend zu lesen sein sollen, nicht immer berücksichtigen.”
“Daher würde ich gerne einige Dinge klarstellen, damit der Leser die Aussagen nicht missversteht.” Das im Artikel genannte Open-Source-System für den Bildungsbereich – hier ist Moodle gemeint, auch wenn der Name im Artikel nicht fällt – könne keinesfalls “weit weniger” als das von der Telekom geplante Edunex, betont Michael Lobeck. Die Systeme seien kaum vergleichbar. Vor allem könne man nicht Pläne für System A mit der Realisierung von System B vergleichen – und das habe er auch nicht getan.
Der angesprochene “Personalwechsel” bei der Telekom sei auch bei der Stadt zu beobachten gewesen. Dieser sei nicht nur “bei einem Konzern wie der Telekom” normal, sondern insbesondere in Großprojekten, die eine lange Laufzeit hätten. “Wichtig ist mir – und das kommt in dem Artikel zu kurz – dass trotz zahlreicher Personalwechsel bei Stadt und Telekom die beiden Partner eine Projektkontinuität sichergestellt haben. Das spricht für professionelles Projektmanagement”, so Michael Lobeck.
Die erwähnte “repräsentative Studie” gibt es zwar, nur nimmt sie ausdrücklich nicht die “anderen Bewerberstädte” in den Blick, sondern eine Zufallsstichprobe der Bevölkerung Deutschlands, die in Städten der Größenordnung von Friedrichshafen leben. “Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied. Über die anderen Bewerberstädte haben wir keine Informationen.”
Der als Zitat gekennzeichnete Satz “Es wird deutlich besser laufen können”, der sich auf die von Telekom und Stadt Friedrichshafen vereinbarte Fortführung um zuerst drei Jahre bezieht, klingt ein bisschen so, als sei das Projekt bisher schlecht gelaufen. “Das ist aber nicht unser Ergebnis. In unserem als Buch verfügbaren Abschlussbericht betonen wir, dass wir das Projekt positiv bewerten und uns mehr solcher Initiativen wünschen” sagt Michael Lobeck. Auch gehe es sicherlich weiterhin um die Verbesserung der Lebensqualität, lediglich sei die Projektorganisation der neuen Zusammenarbeit stärker zielorientiert und habe weniger partizipatorischen Charakter. “Hier sollen konkret Projekte umgesetzt werden und nicht mit der ganzen Stadtgesellschaft entwickelt werden.”
Schließlich geht Michael Lobeck davon aus, dass die “vier großen Unternehmen (…) jetzt weit mehr miteinander reden” als zuvor, wie Herr Schäfer schreibt. Allerdings – und das ist Lobeck wichtig, beruht diese Einschätzung nicht auf eigenen Gesprächen mit diesen Unternehmen, sondern lediglich auf Einschätzungen anderer Gesprächspartner, mit denen Interviews geführt worden sind. “Das mag nach Haarspalterei klingen, für wissenschaftliches Arbeiten ist es aber enorm wichtig, deutlich zu machen, über welche Quellen man verfügt und über welche nicht.”
Abschließend stellt Michael Lobeck fest: “Ohne ein Gegenlesen vorab ist es immer schwierig, solche kleinen Details im Text, die einen falschen Eindruck erzeugen können, zu vermeiden. Kommunikation ist nun einmal komplex – auch in Interviews von Wissenschaftlern mit Journalisten. Ich freue mich dennoch, dass Herr Schäfer so ausführlich berichtet hat.”