Das Phänomen der Digital Natives wird schon seit einigen Jahren von Akteuren der Forschung wie auch der Wirtschaft verfolgt. Aspekte und Fragen wie Vernetzung, Privatheit und Öffentlichkeit, Wissenstransfer, die Veränderung sozialer Beziehungen oder Multitasking werden dabei thematisiert. Eine gute und interessante Dokumentation zu dem Phänomen stellt die Sendung von 3Sat vom 07.02.2010 dar, die das Thema einmal aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtet.
Dargestellt wird der Umgang der Jugendlichen mit dem Medium der Internets, wofür sie es nutzen, was für Vorteile sie darin sehen und wie selbstverständlich die Verwendung ist.
Nicht so medienpräsent oder bekannt wie die oben genannten Entwicklungen ist meiner Ansicht nach die thematisierte Verbindung der Digital Natives mit den Anforderungen der Arbeitswelt. Durch das schnelle, vernetzte und globalisierte Arbeiten entstehen neue Arbeitsformen, die die Arbeitswelt verändern und einen Machtfaktor darstellen können, wie die Sendung gut darstellt. In diesem Rahmen werden also den jungen Generationen nicht nur „schlechte“ Eigenschaften nachgesagt wie das ständige Surfen im Internet oder Spielen von Computerspielen, sondern die positiven Aspekte hervorgehoben, die daraus entstehen und als Potential genutzt werden können. So kann eine schnelle Reaktionszeit, überdurchschnittliche Informationsverarbeitung oder Risikobereitschaft durchaus förderlich für das Arbeitsverhalten der Digital Natives sein, wie Andreas Neef, Willi Schroll und Björn Theis in ihrem Artikel hervorheben. Es wird sich zeigen, welche Qualitäten die Digital Natives entwickeln werden.
Die Sendung betrachtet auch die interessante Frage der digitalen Erziehung. Es stellt sich dabei die Frage nach der Vermittlung von Werten, der Rolle/dem Stellenwert der „analogen“ Eltern gegenüber von „digitalen“ Eltern und auch den möglichen Vorteilen von „digitalen“ Eltern dadurch, dass sie bereits selbst mit den neuen Medien aufgewachsen sind. Im derzeitigen Aufeinandertreffen der zwei Generationen der Digital Natives und der Digital Immigrants werden wohl noch viele Erfahrungen damit gemacht werden, in wie weit sich gesellschaftliche Werte und die Erziehung der Kinder im Zeitalter der digitalen Revolution verändern.
Wichtig ist auf jeden Fall die Förderung der Medienkompetenz, so dass das Potenzial der Digital Natives auch genutzt werden kann und die Kinder und Jugendlichen im richtigen Umgang mit den vielfältigen Möglichkeiten begleitet werden. Wie stark die Nutzung der Medien unter Jugendlichen ausgeprägt ist, kann man einer neuen Studie im Rahmen des Pew Internet & American Life Projects des PewResearchCenter entnehmen, welche Anfang dieses Monats veröffentlicht wurde. Untersucht wurden dabei zum Beispiel das Medienverhalten, die Häufigkeit und die Art der Nutzung den Internets sowie dessen Veränderung seit 2000.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Phänomen der Digital Natives generell durchaus positiv beschrieben wird, auch wenn noch gar nicht abzusehen ist, welche Veränderungen insgesamt damit einhergehen. Dass die digitale Identität und die grenzenlosen Möglichkeiten der Information und der Kommunikation auch Nachteile haben, ist klar.
Spannend ist allerdings auch die Frage nach der Zugehörigkeit zu den Digital Natives, da nicht gleich jedes Kind oder jeder Jugendliche nur auf Grund seines Alters dazu zählt. Entscheidend ist der Zugang zu den Medien, der durch die Situation der Eltern oder durch den Wohnort der Kinder begrenzt sein kann. Räumliche Disparitäten können sich so in Form der digitalen Kluft auf soziale Entwicklungen auswirken. Interessant ist auch der Artikel von Simone Gerdesmeier, die bereits vor zwei Jahren in ihrem Artikel diesen Aspekt sowie andere Entwicklungen der Digital Natives diskutiert.