Der Spiegel Artikel „Null Blog“ über die erste mit dem Internet aufgewachsene Generation von Manfred Dworschak schlägt im Netz hohe Wellen. Ist die junge Generation im Umgang mit dem Web 2.0 wirklich so desinteressiert oder vermittelt lediglich ein oberflächlicher Blick entsprechende Eindrücke?
Hintergrund und Nutzungsverhalten
Dworschak beschreibt in dem Artikel die Beziehung der so genannten Digital Natives zum Internet. Einerseits können sich die meisten jungen Menschen ein Leben ohne das Internet kaum vorstellen, auf der anderen Seite werden viele neue Möglichkeiten des Mediums Internet schlichtweg ignoriert oder lediglich mit Desinteresse verfolgt.
Die wenigstens schreiben einen Blog oder Twittern regelmäßig. Auch andere freie Mitmachdienste, wie beispielsweise Wikipedia, werden meist ausschließlich als schnelle Informationsbeschaffungsplattform genutzt. Studien wie z.B. die jüngste JIM Studie bestätigen, dass nahezu alle Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren einen Internetzugang haben und die täglichen Nutzungszeiten durchschnittlich 2 Stunden überschreiten. Allerdings sagt die tatsächliche Nutzungsdauer wenig über die Nutzungsart aus. Größtenteils wird die Zeit für Kommunikation und die Kontaktpflege mit Freunden via E-Mail, Chat, Facebook und ähnlichen Diensten aufgewendet. Auch das Abspielen bzw. Downloaden von Musik und Filmen spielt eine bedeutende Rolle für junge Leute. Folglich hat sich nach Dworschak die Nutzungsart wenig verändert – nur das Medium Internet ist neu. Austausch und Unterhaltung waren auch zuvor zentrale Bestandteile für junge Menschen. Ganz eindeutig stehen jedoch die realen Kontakte und Treffen vor dem Internet an erster Stelle. Folglich kann das Netz eher als Lückenfüller betrachtet werden, als schnelle Ablenkung für junge Leute.
Wie das Internet wirklich funktioniert oder wie es produktiv genutzt werden kann, verstehen nach Meinung unterschiedlicher Experten nur eine Minderheit der Netzgeborenen. Zwar gehen sie völlig unbefangen mit dem neuen Medium um, dessen vielfältige Möglichkeiten werden jedoch nur mäßig ausgereizt. Vielen Teenagern fällt bereits gezielte Informationsbeschaffung mittels Google schwer.
Reaktionen aus dem Netz
Die Reaktionen auf den Spiegelartikel fallen recht unterschiedlich aus. Dabei gehen die Meinungen von Zustimmung bis hin zu Missverständnis auseinander.
Einige Foreneinträge von Lehrerplattformen bestätigen die Thesen und Aussagen des Artikels. Dabei wird vor allem betont, dass die oben gemachten Ausführungen nicht verwunderlich sind. Genau wie Kompetenzen zur Zeitungsanalyse vermittelt werden müssen, gilt dies nun auch für die effektive Internetnutzung. Dabei gibt es viele Dinge die spielerisch zu lernen sind. Dennoch bedarf es hierfür häufig einen Anstoß. Die Förderung für Medienkompetenzen ist insofern kein neues Phänomen.
Häufig wird kritisiert, dass von der „oberflächlichen“ Nutzung des Internets nicht auf entsprechende Kompetenzen Jugendlicher geschlossen werden kann. Der Umgang mit verschiedenen Plattformen, aber auch der zum Computer gehörenden Hardware – auch wenn es lediglich dem Computerspielen dient – scheint oft unterschätzt zu werden. Jugendliche sind bequem, für ihre Interessen und Ziele reichen die vorgegeben Angebote wie beispielsweise Facebook häufig aus. Sie sind durchaus in der Lage, wenn nötig sich neue Aspekte zu erschließen oder zu lernen.
Im Zusammenhang mit der These der jugendlichen Internetverdrossenheit wird häufig auch die Politik als wichtige Institution angesehen. Da heutzutage viele Innovationen vom Internet ausgehen und folglich auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz beinhalten, ist auch die politische Ebene für die entsprechende Nutzung des Internets mitverantwortlich. Würde hier eine Debatte mit gleichem Enthusiasmus wie die Diskussionen um google street view geführt werden, wäre man sicherlich einen Schritt weiter. Eine effektive Auseinandersetzung der Digital Natives mit dem Internet kann insofern auch ein wichtiger Zukunftsbereich sein und sollte von den mitverantwortlichen Seiten nicht versäumt werden.