Zur Ergänzung der Dokumentation der Tagung e-motion 2010 können hier die zentralen Aspekte und Themen des Vortrags „Wie werden wir morgen mobil sein? Mobilität zwischen Stau und Befreiung durch moderne Informationstechnologien“ von Prof. Dr. Stefan Carsten nachgelesen werden, welcher sich mit der Zukunft der Mobilität befasste.
Am Anfang seines Vortrags stellte Stefan Carsten, Gastprofessor am Institut für Transportation Design an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, zunächst einige Hypothesen zum Umgang mit der Zukunft vor, um eine Rahmung für die in dem Vortrags-Titel aufgeworfene Frage zu legen. In Anlehnung an de Geus (1998) arbeitete Stefan Carsten heraus, dass wir nicht fähig sind, Vorhersagen über die Zukunft zu treffen, da wir mit den heutigen Denkmustern blind für Veränderungen in unserem Umfeld sind.
Wir versuchen demnach stets Probleme mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu lösen und können dadurch Zukünftiges nicht erkennen, wahrhaben oder begreifen. Zur Verdeutlichung der einleitenden Gedanken bezog sich Stefan Carsten auf die Frage, warum wir seit 30 Jahren im Stau stehen und für dieses Problem bisher keine Lösung gefunden haben.
Obwohl wir die Zukunft nicht kennen oder begreifen können, so betonte Stefan Carsten, sind wir durchaus in der Lage, die Rahmenbedingungen für die zukünftigen Entwicklungen aufzeigen. Vor diesem Hintergrund stellte er die „Anamnese der Mobilität“ vor, die sich aus der Gesellschaft, der Wirtschaft, der technischen Entwicklung und der Politik zusammensetzt.
Anhand der heutigen Entwicklung in diesen vier Bereichen arbeitete er Faktoren heraus, die das Potenzial besitzen, die Art und Weise zukünftiger Mobilität zu beeinflussen. Hierbei bilden die Post-Fossile Gesellschaft, neue urbane Leitbilder und die zunehmende Digitalisierung bzw. das Always-On, welches durch die neuen IuK-Technologien ermöglicht wird, zentrale Einflusssysteme.
Die zukünftige Mobilität wird vor allem eine größere Vielfalt an Mobilitätsalternativen bieten sowie eine städtische Mobilität sein, wobei Stefan Carsten darauf hinwies, dass unterschiedliche Ausgangslagen, Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Städte beachtet werden müssen. Die Automobilität wird sich dahingehend entwickeln, dass automobile Dienstleistungen zunehmen, während das Auto als Statussymbol an Bedeutung verlieren könnte.
Dementsprechend wird der nicht-motorisierte Stadtverkehr womöglich als Alternative an Bedeutung gewinnen. Das Fahrrad als neues Statussymbol oder die e-Mobilität können hier das durch den Bedeutungsverlust des motorisierten Autoverkehrs entstandene Vakuum ausfüllen. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs werden eventuell multimodale Mobilitätsmodelle eine größere Rolle spielen, die die Kombination verschiedener Verkehrsanbieter bei der Nutzung ermöglichen und optimieren. Durch die technische Entwicklung kann es zu einem spielerischen Umgang im Bereich der Mobilität sowie zu einer situativ optimalen Mobilitätssteuerung kommen.
Was Stefan Carsten für den Bereich der Personenmobilität herausarbeitete, übertrug er schließlich auch auf den Bereich der Logistik. Unter den heutigen Rahmenbedingungen und den sich abzeichnenden Trends wird sich hier das Zusammenspiel von Fernverkehr, Lagerung und Mikro-Logistik in den Städten verändern.