Sieben Jahre ist es her, dass Friedrichshafen den von der Deutschen Telekom ausgeschriebenen Smart City Wettbewerb für sich entscheiden konnte. Die T-City wurde als ambitioniertes Stadtentwicklungsprojekt geplant, das zeigen sollte welche Potentiale sich aus einer Kooperation zwischen städtischen Verwaltung und Akteuren der privaten Wirtschaft ergeben können. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Stadtplanung
Die Stadt als Labor
Im Zusammenhang mit dem Schlagwort „Smart City“ ist immer wieder die Rede davon, die Stadt zu einer Art Testlabor umzufunktionieren.
Sensoren sollen den Bewohnern und Entscheidungsträgern gleichermaßen dabei helfen, den städtischen Alltag nach bestimmten Kriterien zu gestalten. Sei es ein besserer Verkehrsfluss, die Vernetzung von Haus und Hof oder die Visualisierung von Anliegen jeglicher Art.
Was wäre, wenn man diese Szenarien bereits vorab in einer Musterstadt simulieren könnte in der alle Einflussfaktoren kontrollierbar sind? Weiterlesen
Vortrag von Michael Lobeck zum Smart-City-Projekt “T-City Friedrichshafen” beim Symposium [Platforms] of Urban Imagination im Rahmen der Container-Uni der Zeppelin-Universität am 11. Oktober 2014
Am 11. Oktober stellte Michael Lobeck auf dem Symposium [PLATFORMS] of Urban Imagination die Erkenntnisse der Evaluation zum Smart-City-Projekt “T-City Friedrichshafen” vor.
Das Projekt T-City von Deutscher Telekom und Stadt Friedrichshafen, im dem von 2006 bis 2012 der ambitionierte Versuch unternommen wurde eine erste echte Smart City in Deutschland zu bauen, wurde vom Team der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung am Geographischen Institut der Unversität Bonn unter Leitung von Michael Lobeck evaluiert. In dem als Buch veröffentlichten Endbericht und auf der Webseite der Evaluation wurden die wesentlichen Ergebnisse festgehalten. Weiterlesen
T-City Projektleiter Michael Lobeck plädiert beim Immobilien-Forum Schwerin für Internet-Alphabetisierung
„Machen Sie sich mit den Spielarten des Internet vertraut und mischen Sie sich ein.“ So das Plädoyer von Michael Lobeck an die Teilnehmer des 4. Immobilien-Forum Schwerin.
In seinem Vortrag beleuchtete er den Zusammenhang von Stadtentwicklung und Informationstechnologie. „Wie beeinflussen neue Technologien unser Verhalten und unsere Städte?“ war seine Leitfrage. „Anregungen zum eigenen Denken und Handeln“ statt „Zukunftsvorhersagen“ und „Patentrezepte“ präsentierte er den Teilnehmern.
„Das Internet gibt es nicht“ zitierte Lobeck den ehemaligen Technologievorstand von IBM Deutschland, Gunter Dueck. Das Internet gäbe es, wenn es überall und immer eine Verfügbarkeit von Netzzugängen in Gigabit-Geschwindigkeit gäbe. Nicht nur im Festnetz in der Großstadt, sondern auch auf dem Land, im Zug, im Flugzeug, im Taxi, … Lobeck ergänzte die Interpretation Duecks mit dem Hinweis „… und das Internet ist nur wirklich „da“, wenn auch Sie mitmachen.“ Weiterlesen
Themenreihe e-motion 2012: Smart Cities – Ranking von europäischen Mittelstädten
Im gegenseitigen Wettbewerb der Städte um Einwohner und Unternehmen ist das Thema Smart Cities nicht nur für Großstädte, sondern vor allem auch für Mittelstädte relevant. Dies haben Wissenschaftler der TU Wien in Zusammenarbeit mit der Universität Ljubljana und der TU Delft mit dem Ranking of European medium-sized cities herausgestellt. Bei diesem Ranking haben sie 70 europäische Mittelstädte zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern anhand eines dazu entwickelten Indikatorensystems untersucht und miteinander verglichen.
2007 wurde hierzu der Abschlussbericht vorgelegt. Eine zweite Evaluationsrunde in Abhängigkeit der weiteren Datenverfügbarkeit war laut einer Pressemitteilung für drei Jahre später geplant. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die smartesten Mittelstädte Europas in den Beneluxstaaten, Finnland, Dänemark, Österreich und Deutschland liegen.
Die folgende Grafik stellt die Lage der 20 smartesten Mittelstädte in Europa dar:
Das entwickelte Indikatorensystem setzt sich dabei aus drei Ebenen zusammen. Übergeordnet umfasst das System sechs Eigenschaften bzw. Bereiche einer Smart City:
– Smart Economy,
– Smart People,
– Smart Governance,
– Smart Mobility,
– Smart Environment,
– Smart Living.
Zu diesen Eigenschaften werden auf einer zweiten Ebene insgesamt 31 Faktoren definiert, welche auf einer dritten Ebene wiederum mithilfe von insgesamt 74 Indikatoren konkretisiert werden. Eine Übersicht dazu findet sich hier. Der Bereich Smart People umfasst zum Beispiel folgende Faktoren: Level of qualification, Affinity to life long learning, Social and ethnic plurality, Flexibility, Creativity, Cosmopolitanism/Openmindedness und Participation in public life. Welche Faktoren die anderen Eigenschaften umfassen, kann auf der Homepage des Forschungsprojektes eingesehen werden.
Im Vergleich der einzelnen Eigenschaften der Smart City zeigen sich allerdings auch Unterschiede zwischen den Städten. So weichen die Ergebnisse in Bezug auf die einzelnen Eigenschaften von der Gesamtbewertung ab. Folgende der untersuchten Städte liegen bei den einzelnen Eigenschaften auf Platz 1:
– Smart Economy: Luxembourg (LU) (Gesamtplatzierung = 1)
– Smart People: Aarhus (DK) (Gesamtplatzierung = 2)
– Smart Governance: Tampere (FI) (Gesamtplatzierung = 6)
– Smart Mobility: Maastricht (NL) (Gesamtplatzierung = 18)
– Smart Environment: Montpellier (FR) (Gesamtplatzierung = 11)
– Smart Living: Salzburg (AT) (Gesamtplatzierung = 10)
Die beste deutsche Mittelstadt ist Göttingen auf Rang 22. Die folgende Grafik zeigt dabei die einzelnen Eigenschaften mit den entsprechenden Indikatoren:
Die Stärke des Instruments sehen die Forscher laut eigenen Angaben darin, dass es zum einen den Status Quo aufzeigt, zum anderen aber auch Veränderungen in der Positionierung der Städte über die Zeit sichtbar macht, wodurch zeitliche Vergleiche möglich werden. Ebenfalls werden über die Abänderung einzelner Faktoren Veränderungen in der Gesamtpositionierung sichtbar. So können Stärken und Schwächen in Schlüsselbereichen identifiziert werden, welche Potenziale für eine Verbesserung in dem einzelnen Bereich aufzeigen. Dadurch ergibt sich letztlich eine individuelle Möglichkeit zur Steigerung der städtischen Attraktivität.
Für Göttingen zeigen sich so zum Beispiel Stärken in Bezug auf den Faktor Innovatives Umfeld in der Eigenschaft Smart Economy. Schwächen lassen sich dagegen im Faktor Flexibilität und Cosmopolitanism der Eigenschaft Smart People erkennen, wie die Studie ergab.
Mithilfe des Vergleichs dieser Indikatoren und Eigenschaften kann schließlich auch eine Definition von Smart Cities erfolgen. So gilt laut dem Projektleiter Prof. Dr. Rudolf Giffinger „eine Mittelstadt dann als Smart City, wenn sie anhand der Kombination aus lokalen Gegebenheiten und den gesetzten Aktivitäten von Politik, Wirtschaft und Bewohnern eine zukunftsfähige Entwicklung in den sechs Eigenschaften aufweist.“
Warum gerade Mittelstädte Potenzial aus der Smartness schöpfen können, beschreibt Prof. Dr. Giffinger:
„120 Millionen Menschen leben in rund 600 Städten dieser Größe, das sind knapp 40 Prozent aller Stadtbewohner Europas. Sie haben enormes Potenzial und stehen dennoch oft im Schatten der großen Metropolen. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu positionieren, kämpfen manchmal mit Imageproblemen und werden von Investoren übersehen. Dabei haben sie einen bedeutenden Vorteil: Aufgrund ihrer Größe sind sie flexibel und können mit Smartness punkten.“
In wie weit die Städte dieses Potenzial auch nutzen und umsetzen können, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab. Dennoch ist dieses Instrument hilfreich, um eigene Chancen zu ermitteln und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Welche Bereiche Smart Cities noch umfassen können und welche Möglichkeiten zur Umsetzung es gibt, werden wir anhand gezielter Beispiele aus dem Projekt T-City auch auf der Tagung e-motion 2012 beleuchten.